“Ich möchte nicht am Kapitalismus rumfeilen, sondern ihn ersetzen”

Lieberg in DAS MILIEU – Interview

Er ist langjähriger Berater der Vereinten Nationen, Experte für internationale Entwicklungspolitik und Buchautor. In seinem neuen Buch „Der Systemwechsel – Utopie oder existenzielle Notwendigkeit?“ kritisiert er die derzeitige Systemwirklichkeit und stellt eine konkrete alternative Gesellschaftsoption vor. DAS MILIEU sprach mit dem Autor Dr. Albert T. Lieberg über die Grundsätze des „Systemwechsels“, eine Wirtschaft ohne Geld und die Frage, warum immer noch so wenig gegen die Ausbeutung der dritten Welt getan wird.

DAS MILIEU: In Ihrem neuen Buch fordern Sie einen „Systemwechsel“. Welches System meinen Sie?

Dr. Albert T. Lieberg: Mit System meine ich in erster Linie, dass wenn wir die sozialen, ökonomischen und ökologischen Parameter des Zusammenlebens auf diesem Planeten betrachten, sich alles mehr oder weniger in einem System bewegt. Dieses System ist über Jahrhunderte gewachsen und hat vor allem seit der industriellen Revolution und insbesondere seit dem 2. Weltkrieg eine besondere Dynamik entwickelt. Dieses System basiert in erster Linie auf einer immer stärker gewordenen Wettbewerbsprägung in einer Gesellschaft, in der sich Menschen gegeneinander durchsetzen müssen und zwar in erster Linie nicht nur oder nicht mehr nur um zu überleben, wie es über Tausenden von Jahren war, sondern um materielle Profite zu erlangen und generell ein immer höheres materielles Niveau im Leben erreichen zu können.

Dieses System, das auf der einen Seite den Gewinnern ein schöneres Leben beschert, führt andererseits zu vielen negativen Auswirkungen auf Planet und Mensch, wie z.B. der Raubbau an den natürlichen Ressourcen, die Umweltvermüllung, aber eben auch zu großen psycho-sozialen Problemen in unserer modernen Welt wie beispielsweise dem Phänomen des Burnouts und täglichen psychologischen und sozialen Stress, der uns durch diese Wettbewerbsgesellschaft prägt. Generell führt es auch dazu, dass wir Kriege auf diesem Planeten führen, die aufgrund von wirtschaftlichen Situationen und wirtschaftlichen Interessen geführt werden.

MILIEU: Kann Ihre Leserschaft eine komplett neue Idee der „Weltverbesserung“ von Ihrem Buch erwarten?

Dr. Lieberg: Wenn ich mich in einen Leser hineinversetze, der das Buch in einem Buchladen sieht mit diesem Titel und einem solchen Coverbild, dann ist natürlich schon die Erwartung da, dass der Autor möglicherweise etwas vorschlägt. D.h. einen Wechsel von einem System zu einem anderen und das ist auch richtig so.
Neben meiner Arbeit als Berater für die Vereinten Nationen habe ich auch über 30 Jahre im Bereich der globalisierungskritischen Institutionen und Bewegungen gearbeitet und international immer wieder festgestellt, dass …